SVG!!!
"mal ganz fern und mal ganz nah...
...und nicht immer geradeaus"

Radwochenende am Stettiner Haff

24.08.2018 - 26.08.2018

Zum letzten Augustwochenende in diesem Jahr hatten Schulzes (Jörg und Diana) in den Hohen Norden nach Vorpommern zu einer grenzüberschreitenden Radtour geladen. Die Touren sollten entlang des Stettiner Haffs an zwei Tagen je 50 Kilometer gehen, also vor allem ein Angebot an Radfahrerinnen, die auch etwas von der Natur – die am Haff reichlich vorhanden ist und vornehmlich aus viel Wald und Wasser (Vogelschutzgebiete) besteht – erleben wollen. Zudem gab es auf der Strecke immer wieder Aussichtspunkte- und Hügel, von denen man atemberaubende Ausblicke auf das Stettiner Haff und auf die Insel Usedom / Uznam und Gelegenheiten zum Innehalten hat. Diese Tour ist definitiv nichts für diejenigen, denen es primär um „Kilometer-machen“ geht – dafür ist die Gegend einfach zu schön!

Unser Treff- und Ausgangspunkt für die Touren war die JH Bellin, gelegen zwischen dem etwa 7km entfernten Ueckermünde und der auch nicht viel weiter entfernten deutsch-polnischen Grenze Altwarp / Nowe Warpno in die andere Richtung. Dort war am Samstag unser erstes Etappenziel – kilometerlang ging es durch dichte Nadel- und Mischwälder über Vogelsang und Warsin auf menschenleeren und Pkw-losen, asphaltierten, mehrspurigen Straßen, die zum Oder-Neiße-Radweg gehören. Dann erreichten wir das Fischerdorf Altwarp – den nördlichsten deutschen Grenzort zur Republik Polen auf dem Festland.

Hier verkehrt eine Fähre im Stun­dentakt zwischen Alt- und Neuwarp (auf polnischer Seite: Nowe Warpno). Die Passage dauert nicht länger als 15 Minuten, Fahrrad­mitnahme ist kein Thema und bezahlen kann man auf der „Lütten-Matt“ mit Euro oder Złoty. An Bord wird sogar noch selbstgebackener Kuchen und Kaffee von der Kapi­täns-Frau offeriert. Sie und ihr Mann sind Deutsche, beide sprechen aber nach eigener Aussage selbstver­ständlich auch etwas Polnisch. Sie erzählten uns auch, dass es in diese Region, gelegen rund um den Neuwarper See und die Vogelschutzinsel Riether Werder, viele Zugereiste verschlägt; von Berlin, Nürnberg und anderswo. Es sind vornehmlich Ruheständler, die vielleicht nicht nur von der Natur und den Bade- und Erholungsmöglichkeiten im Riether Winkel angezogen wurden, sondern auch von den besonderen Angeboten an Ältere wie die mit EU-Mitteln finanzierten Multifunktionshäuser, in denen Dienstleistungen wie Physiotherapie, Frisör, Fußpflege aber auch Mal- und Zeichenkurse und Treffen der dörflichen Vereine und Gruppen wahrgenommen werden können.

Wie wir auf unserer Tour feststellten, wurden überhaupt nicht unerheb­liche EU-Mittel in diese (Grenz)-Region gesteckt, was man beson­ders auf der polnischen Seite sehen kann: allerorten blühende Land­schaften und Dörfer, ausgebaute Straßen, Bürgersteige und Rad­wege, Bushaltehaltestellen und Straßen­beleuchtung sind neu und unbeschädigt, Blumenrabatten sind gepflegt und die Häuser verputzt… hier sind reichlich EU-Fördermittel zur Förderung der Infrastruktur ge­flossen. In Polen kommt noch hinzu, dass in diesem Jahr 100 Jahre Unabhängigkeit – nach 123 Jahren Fremd­be­stimmung und drei polnischen Teilungen – groß gefeiert wird – auch wenn diese Phase der Freiheit dann nur zwanzig Jahre währte und mit dem Überfall der Wehrmacht auf Polen 1939 erst einmal wieder zu Ende war.

Ein Tipp, den Jörg aus der Ostsee-Zeitung hatte, führte uns dann zu Magda, der Besitzerin einer Imbiss-Gaststätte in Nowe Warpno. In der „Bar u Magdy“ saßen wir nicht nur mit Blick auf eine malerische Bucht mit Badestelle am Haff in der Mittagssonne, sondern bestellten üppigste Portionen von der polnischen Speisekarte für aberwitzig wenig Złoty. Naleśniki (Eierkuchen) und Zeppeliny (Fleisch), Kohlrouladen und Fischsuppe; alles kam in Riesen­portionen und schmeckte sehr gut.

Derart gestärkt ging es dann weiter nach Rieth, was wiederum auf der deutschen Seite liegt, entlang einer ausgedienten Eisenbahnstrecke, rechts und links Kiefern und Erlen. Bis 1945 fuhr hier die Randower Bahn von Neuwarp. Mitten im Wald dann plötzlich und unspektakulär ein Schild: „Granica Panstwa – Staatsgrenze“, ein rot-weißer Grenzpfahl, dann eine kleine Brücke, der Grenzpfahl in den Farben Schwarz-Rot-Gold und ein Sandpfad, auf dem man mit dem Rad nicht mehr weiterkommt und ein kleines Stück schieben muss – das war schon der Grenzübergang. Wir sehen uns Schloss Rieth an, ein Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert, was über die übliche Baumallee zu erreichen ist – heute befinden sich Ferien­wohnungen in dem Gebäude, das direkt an einer Bucht des Haffs liegt.

Die neben der Allee auf einer Anhöhe befindliche schlichte Dorfkirche sahen sich einige noch von innen an; außerdem erfuhren wir noch etwas über das Projekt Streuobstwiese, was hier läuft: die alte brachliegende Wiese zwischen Schloss Rieth und der alten Dorfkirche wurde wieder zum Leben erweckt durch: zahlreiche Baumpaten aus Rieth und den benachbarten Dörfern, die hier im vergangenen Oktober bereits 35 Obstbäume (Äpfel, Birnen, Kirschen und Pflaumen) gepflanzt haben und die Streuobstwiese wieder beleben wollen. Das schöne Vorhaben wird gefördert von der Stiftung Umwelt und Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern und ist auf Dauer ausgerichtet. Das Obst soll zum allgemeinen Nutzen der Einwohner von Rieth geerntet werden. Die Streuobstwiese soll für die Bewohner auch gemeinsam zu Most- oder Erntefest genutzt werden können. Geplant ist außerdem die Aufstellung von Bienenkästen durch einen Imker und einer Informationstafel über den Lebensraum Streuobstwiese.

Für das nächste und letzte kulturelle Ziel des Tages, welches wir über Ahlbeck – nein nicht das Kaiserbad auf Usedom – erreichten, kamen wir eigentlich zu spät. Wir wollten uns das Armee­museum in Eggesin ansehen, ahnten aber nicht, wie um­fangreich die Sammlung ist und dass es um 17 Uhr schon zumacht. Am Ende schloss das Museum wegen uns eine Stunde später als üblich; wir waren aber auch die einzigen Besucher. Da es wie verrückt regnete, hielten wir uns wirklich lange im ersten Teil der Ausstellung aus und ließen uns sämtliche technischen Ausstattungsdetails aller Panzer und Militärfahrzeuge, die NVA und Bundeswehr so hatten, erörtern, darunter ein Tanklöschfahrzug und ein T34. Nach gefühlt drei Stunden durften wir dann endlich den militärhistorischen Teil besichtigen, wo es zahlreiche Wort- und Bilddokumente sowie Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände der NVA zu sehen gibt. Hier erfährt man auch einiges über Eggesin selbst – die Stadt wurde nach dem 2. Weltkrieg zur Garnisonsstadt entwickelt und war berühmt-berüchtigter NVA-Standort der Mot.schützen). Nach der Wende zog hier die Bundeswehr ein; Truppenübungsplatz und Schießstand werden auch heute noch genutzt, seine exponierte Stellung als Militärstandort hat Eggesin jedoch nicht mehr und setzt vielmehr auf Tourismus und Naherholung in Haff- und Ostseenähe.

Tag 1 lassen wir aus­klingen mit Grillen in der Jugendherberge und in der Belliner Gaststätte „Usedomer Blick“ – wobei abends vom nahe gele­genen, nördlichen Ufer des Stettiner Haffs natür­lich nichts zu sehen ist.

Am zweiten Tag war un­ser erstes Ziel das See­bad Ueckermünde. Wir nahmen nicht die kür­zeste, sondern die land­schaftlich schönere Stre­cke, machten zwi­schen­durch Halt an einem Aussichtspunkt (ganze 23m hoch!) und gingen baden an einer Natur­badestelle in einer der zahlreichen Buchten, die es entlang des Stettiner Haffs gibt. Von hier aus kann man sehr schön die Skyline der Insel Usedom und die Erhebungen von Swinemünde und Misdroy auf der polnischen Seite sehen (Wolliner Nationalpark und die weißen Berge „Biala Góra“).

Das Seebad Ueckermünde, auch Lagunenstadt am Haff genannt, kommt sehr maritim daher: es bietet einen Stadthafen und mehrere Badestrände mit Strandkörben, darunter sogar ein Abschnitt mit FKK-Bereich. Die Hafenstadt liegt in unmittelbarer Nähe der Mündung des Flusses Uecker in das Stettiner Haff, das einen direkten Zugang zur Ostsee hat. Mit 10.000 Ein­wohnern ist sie die größte in der Region Stettiner Haff. Im Schloss der Pommerschen Herzöge befindet sich das Haffmuseum, was wir uns ansehen: hier werden Exponate aus der Ur- und Frühgeschichte, sowie der Stadtgeschichte gezeigt. Das Gießereiwesen, die Ziegelei, die Schifffahrt und die Fischerei waren von je her Hauptwirtschaftszweige in Ueckermünde, hier sind zahlreiche Exponate zu besichtigen, ebenso Gegenstände aus Haus und Gewerbe. Vom Schlossturm aus, der über eine mittelalterliche Wendeltreppe zu erreichen ist, hat man wieder einmal eine wundervolle Aussicht auf die Stadt und das Oderhaff.

Der Name der Stadt, so lernt man hier im Haff­museum, leitet sich aus dem wendischen Ukrer her, einer slawischen Völkerschaft, die das Ein­zugsgebiet der Uecker vor 1200 bewohnte. Die Ukrer kennt man auch unter dem Namen Ukra­nen, deren Leben als elbslawischer Stamm im benachbarten Torgelower Slawendorf „Ukranen­land“, darge­stellt wird. Leider schafften wir es zeitlich nicht mehr, uns das Freilichtmuseum anzusehen, sondern nur zu einem letzten gemeinsamen Mittagessen in Torgelow. Von da trennten sich die Wege und die Gruppe spaltete sich auf in Nord, Süd und Ost: während Jana, Micha, Heiko, Jens und Markus Richtung Jatznick fuhren – der erste Bahnhof auf VBB-Gebiet, wenn man von Norden kommt, müssen Jörg, Diana und Wolfgang Richtung Anklam / Greifswald, um wieder nach Hause zu gelangen. Ein Teil der Gruppe schaffte es an diesem Tag noch bis Prenzlau, wo in der dortigen JH Uckerwelle aber auch für diese drei Tag 2 ausklingt. Die anderen traten per Bahn die Heimreisen nach Berlin, Jena und Leipzig an.

Fazit: Es war wieder einmal ein sportliches und naturverbundenes Wochenende, was Jörg und Diana für uns organisiert haben. Danke für die Idee, Jörg, und dafür, dass ich diesen schönen, fahrradfreundlichen und maritimen Landstrich durch dich kennengelernt habe!

Jana


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