05.03.2016
Am Samstag, den 5.3.2016 trafen wir uns zu siebent in Berlin auf dem Bahnsteig - mit wetterfester Kleidung, Fernglas, Vogelbuch und dickem Stullenpaket ausgestattet (wie von der Reiseleiterin empfohlen) und zu allem bereit, vor allem Wind und Wetter zu trotzen. Die Bahnfahrt verging schnell – auf der Suche nach (Sing)schwänen, die sich entlang der Bahnstrecke aufhalten sollten -, sodass wir bald in Schwedt waren. Zunächst schien noch die Sonne, als wir zu Beginn durch die kleine Innenstadt samt Boulevard Richtung Stadtausgang liefen. Kurz vor der Brücke über die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße bogen wir dann nach links auf den Winterdeich ab. Ein wenig Novemberatmosphäre empfing uns, da die Sonne inzwischen verschwunden war, kalter Wind wehte, der Horizont in nebligen Schwaden verschwand und die weite, von trockenen Gräsern und Wiesen sowie wenigen Bäumen und Sträuchern geprägte Oderaue vor uns lag.
Die weiten Polderflächen des sog. Schwedter Polder, die im Frühjahr überflutet sind, und damit große Wasserflächen bieten, auf dem sich zahlreiches „Federvieh“ tummelt, waren Objekt unserer Begierde oder besser: ein Ziel unserer Wanderung. So zogen wir so manches Mal mit klammen Fingern unsere Ferngläser oder auch die Vogelbücher hervor, um diesen oder jenen Vogel zu beobachten, zu erkennen und zu bestimmen. Insgesamt sahen wir 19 verschiedene Vögel, darunter so illustre wie den Seeadler, den Gänsesäger und die Wacholderdrossel. Vor allem waren viele Graugänse, Kormorane und Reiherenten zu beobachten. Unser Weg führte zum Schöpfwerk am Ufer des Vitte-Sees, weiter über die Schleuse Schwedt, am Beginn der sogenannten Schwedter Querfahrt. Dieser alte Oderarm verbindet die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße und die Stromoder miteinander.
Auf unserem Weg sahen wir zum einen von weitem die einzige Kormoran-Kolonie des Nationalparks, zum anderen mehrmals 1-3 Seeadler sehr nah oder weiter weg über uns majestätisch schweben, Kormorane in größerer Gruppe auf dem Wasser - einmal hintereinander fast synchron ab- und wieder auftauchend -, oder einzelne große, schöne, schwarz-weiß gefiederte Gänsesäger zwischen hunderten Reiherenten sich behaupten. Nur ein einziges nichtgefiedertes Tier sahen wir - zwar nicht selbst, aber dessen Werke am Ufer der Wasserstraße: die vom Biber. Eine der seltenen Schwarzpappeln hatte er angeknabbert und bei einem großen, kräftigen, weit verästelten Baum eine schmale Enge im Stamm geschaffen, was zwar kunstvoll aussah, aber dem Baum sicherlich kein langes Leben mehr beschert... Aber noch stand er kerzengerade. Zwischendurch holten wir dann auch zwischen einigen Sträuchern und Bäumen als Windschutz unsere dicken Brotpakete und heißen Tee heraus, um uns ein wenig zu stärken und zu wärmen.
Auf dem - die Oder begleitenden - Sommerdeich nach Süden gelangten wir auf die Höhe der Ortschaft Oganica (Nipperwiese) zum Eiswachthaus, das einst zum Beobachten von Hochwasser und Eisgang benutzt wurden. Sieben davon gibt es im Nationalpark. Heute werden diese schmalen hölzernen Häuschen eher als Ausguck von Ornithologen, Wanderern oder Spaziergängern genutzt.
An dieser Stelle kehrten wir dann über einen Querweg zur Schwedter Schleuse zurück und liefen über den Oder-Neiße-Radweg, entlang der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße – noch einige Graugänse beim Äsen beobachtend – zurück nach Schwedt. Im Café La-Di-Ver (heißt: lass dich verwöhnen) wärmten wir uns auf und ließen uns verwöhnen, bis uns der Zug rief. Auf der Zugfahrt zurück nach Berlin sahen wir dann auch noch in der Dämmerung die eingangs erwähnten Schwäne in Gruppen, die auf Feldern und Wiesen noch grasten. Insgesamt hat es uns allen sehr gut gefallen. Evtl. würden wir gern nochmal die Wanderung zu einer anderen Zeit machen (etwas eher oder später) oder auch mal einen Ornithologen mitnehmen.
Danke Anke für deine schöne Idee und nette Wanderung, bei der mal die Tierwelt an erster Stelle stand...
Anke Meißner