23.08.2012 - 27.08.2012
Die diesjährige Ostseeradtour führte uns vom Stettiner Haff über das Usedomer Hinterland und die Halbinsel Wollin bis nach Kołobrzeg im polnischen Westpommern.
Von Jatznick aus ging's für 5 Leutchen (Elfi, Sandra, Carsten, Jörg und ich) am Donnerstagabend erstmal ein Stück des Berlin-Usedom-Radweges nach Grambin. Monika hat's im einsamen Jatznick nicht ausgehalten, wo sie auf uns warten wollte und fuhr schon mal vor. Total erschöpft (nach 20 km) gab's in Ueckermünde erst mal ein lecker Fischbrötchen am Hafen, bevor es anstrengende 3 km weiter nach Grambin ging. Der Grambiner Zeltplatz liegt direkt am Stettiner Oderhaff und schön ruhig. Zu essen gab's - zum Glück für den ausgehungerten Jörg - auch noch im benachbarten Hotelrestaurant.Tip für Nachahmer: Der Start in Jatznick ist strategisch günstig, weil bis hierher das Brandenburgticket geht. Statt des von uns genutzten Fernradweges ist auch eine Quer-durch-den-Wald-Tour abseits der Radwege direkt an den Landstraßen empfehlenswert.
Am Freitag starteten wir – nach den üblichen Verzögerungen – noch bei Sonnenschein und durchquerten erst einmal den Anklamer Stadtbruch -e cht ein Tip: Viel Wasser rechts und links, viele Wasservögel (auch schon Kraniche), ein von Kormoranen vernichteter Wald, der ein interessantes Bild abgibt und viel, viel Ruhe. Dass es dann etwas zu regnen begann, tat den Eindrücken nicht weh. In Kamp ging es dann mit einer kleinen Fähre nach Karnin rüber.
Ist eine ganz nette Überfahrt, aber der Preis ist unverschämt (8,50€). Die Alternative heißt: über Anklam einen unspektakulären Bogen von ca. 25 km machen. Typisch, norddeutsch, freundlich
konnte man den Kapitän auch nicht nennen, der einem auf die freundliche Frage, was es mit der Zecheriner Brücke auf sich hat, wortlos eine Broschüre hinschmiss.
Egal, weiter ging's nach einer Fischbrötchen- und Kaffeepause bei wieder trockenem Wetter durch das ruhige Usedomer Hinterland. Nach einer weiteren Fisch(-brötchen)pause in Usedom und dem ersten und einzigen Platten auf der Tour (natürlich bei mir), erreichten wir die Kunstkneipe bei Neppermin, die wir schon vom letzten Jahr her kannten, wo eine Alt-Berlinerin(?) versucht, einen Lebenstraum zu verwirklichen. Neben einer Bildergalerie veranstaltet sie wohl auch kleine Konzerte und Parteigruppentreffen u.s.w.
Auf dem Weg zum Ziel gönnten wir uns noch eine dringend notwendige Kaffeepause an einem wunderschönen Strand am Achterwasser zwischen Neppermin und Stagnieß.
(Geheimtip: zwischen Neppermin und Stagnieß den Wanderweg direkt am Achterwasser benutzen!Der Naturcampingplatz Stagnieß liegt auch am Achterwasser und bot uns am Abend Lagerfeuer und Country-Livemusik, was uns alle total begeisterte (vor allem Carsten). Hier stießen Marianne und Frank aus ihrem Skandinavienurlaub zu unserer kleinen, tapferen Gruppe dazu.
Der Samstag begann mit ein wenig Nieselregen, wurde dann aber immer besser. Wieder etwas verspätetet (warum wohl? ;-) radelten wir den Küstenradweg bis nach Swinemünde (Swinoujscie). In der geschäftigen, aber nicht sehr schönen Stadt genossen wir erst mal im Strandkaffee und bei herrlichem Wetter polnische Kaffees und Bierchen. Weiter ging's mit der kostenlosen Fähre über die Swina und auf dem Ostseeradweg R10 durch das vielbevölkerte Kurbad Miedzyzdroje bis zu unserem Ziel bei Kolczewo. Der Radweg führte eigentlich sehr schön durch Wälder, was aber auch anstrengend war und uns blöderweise die letzten 15 km auf einer Landstraße abkürzen ließ (Nie wieder!!). Was gutes hatte es aber doch: auf dem Campingplatz Tramp bei Kolczewo kamen wir rechtzeitig an, um noch die Zelte aufzustellen und dann einem richtig schönen Regenguss zuzuschauen. Der Abend wurde noch richtig schön und lustig am Ostseestrand und später bei Livemusik und ein paar Tropfen Bier und Wodka.
Am Sonntag ließen wir wegen der Erfahrung vom Vortag den Abstecher auf der Landstraße nach Kamien Pomorski weg, was auch gut war. Ich hatte mich nämlich knapp bei den km für heute verrechnet und so passte es wieder. Dafür konnten wir eine ehemalige Kirche – oder was übrig ist – bei Rewal ansehen, die einst 2 km im Land gebaut wurde, dann aber nach und nach in’s Meer bröckelte und heut nur noch eine Fassade direkt an der Küste übrig hat. Das Mittagessen war heut mal richtig reichlich und gut (wo die wohl ihre Fische züchten?). Den 2. Teil des Tages hatten wir Glück, dass ein ehemaliges Militär-Sperr-Gebiet heute für Radler freigegeben ist und wir somit den Straßen entkamen und eine wunderschöne, einsame Steilküste zu sehen und zu bewundern bekamen.Der Weg war allerdings von heftigen Kopfsteinpflaster geprägt, was nicht jedem Rad bekam und eine kleine Reparatur der Taschenaufhängung von Sandra nötig machte.
Im lebendigen Mrzezino gab es ein irre leckeres Eis für ein paar von uns. Auf den dortigen Zeltplatz hatten wir aber keine Lust, wegen des Verkehrs. Stattdessen fuhren wir weiter bis auf einen kleinen, fast nicht mehr offiziellen Zeltplatz in Rogowo. Der war dafür super billig und wir hatten – ganz unter uns – einen schönen Abend genossen, bevor Sturm und Regen die Nacht interessant machte. Mein Zelt stürzte dabei ein und ich musste mich heimlich in ein kleines Zimmer retten, wo ein paar Betten standen.
Am letzten Tag ließ der Wind nach, begleitete uns aber noch von hinten bis in die Garnisonsstadt Kolobrzeg (Kolberg). Die Stadt selbst ist wohl nicht so interessant, die Hafenanlage dafür schon und die noch aufgewühlte Ostsee bot ein tolles Panorama und einen schönen Ausklang der Tour.
Spannend – wie so oft – war die Rückfahrt per Zug mit den ganzen Rädern über Stettin. Zum Glück kann man Verspätungen der Deutschen Bahn ja einplanen, so dass uns auch der Umstieg in Angermünde gelang und alle – auch die weiter reisenden Elfi und Carsten – wohlbehalten und noch an dem Tag zu Hause ankamen, oder zur nächsten Etappe ihres Urlaubs aufbrachen, wie die liebe Monika.Fazit:
- Die polnische Ostseeküste mit ihren ewig langen weißen Sandstränden ist auf jeden Fall einen Besuch wert, auch weil sich die Menschen ob der Strandlänge gut verteilen können.
- Die Steilküsten sind traumhaft und auch nicht so schroff wie z.Bsp. die Kreideküsten auf Rügen.
- Der R10-Radweg führt meist abseits von Straßen, durch Wälder, ist dabei aber auch anspruchsvoll. Also Elfi: nächstes Jahr dickere Reifen ;-) )
- Echte polnische Küche haben wir nicht bekommen. An der Küste gibt’s halt Fisch. Von dem aber reichlich und gut, da wurde sogar Jörg satt.
- Micha Kraus