10.10.2010
Am Sonntag trafen sich sechs Radwanderlustige, um an der letzten Sonntagsradtour 2010 teilzunehmen. Sie sollte uns in die Lausitz führen, organisiert von zwei echten Lausitzerinnen. Zunächst trafen wir uns in Calau, einem Ort direkt gelegen am Naturpark. Der Wettergott meinte es gut mit uns und ließ die herbstliche Sonne auf uns scheinen. Und so verließen wir frohgemut Calau, um in den Naturpark Niederlausitzer Landrücken einzutauchen. Ein Großteil des Naturparks ist dabei ehemaliges Braunkohletagebaugebiet, in welchem seit den 60er Jahren bis 1991 großflächig abgebaut wurde und das ganze Landschaften und Dörfer verschlang. Seit der letzte Braunkohlezug fuhr, entwickelt sich hier eine 20 Quadratkilometer große Seen- und Sumpflandschaft. Durch Flutung der Restlöcher entstanden und entstehen Naherholungsgebiete, aber ca. ein Drittel der Fläche wird auch seiner natürlichen Entwicklung überlassen, um Lebensräume für seltenen Pflanzen und Tiere zu schaffen.
Wir radelten Richtung Fürstlich-Drehna durch herbstlich-bunte Landschaft. Schon vor Fürstlich-Drehna konnten wir den ersten riesigen See erblicken, den Drehnaer See. Dieser war vom Tagebaurestloch nun zum wundervoll in der Sonne glitzernden See gediehen, wobei man die einstige Mondlandschaft noch erkennen konnte, die der Bergbau hinterlassen hatte. In Fürstlich-Drehna zog es uns zum Landschaftspark mit Schloss. Von den Besitzern des Schlosses wurden Teile des heutigen Parks 1813 erstmals zum Lustgarten und ab 1819 zum Landschaftsgarten gestaltet, der zunächst gerade mal 11 ha umfasste. Weitere Besitzer erweiterten den Park um einen Teich und Baumpflanzungen auf 52 ha bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts. Zu DDR-Zeiten wurde er staatliches Eigentum und in den 80er Jahren verschlang der Tagebau 22 ha des Parks; viele Bäume und Gehölze fielen danach der damit verbundenen Grundwasserabsenkung zum Opfer. 1983 gründeten Drehnaer Bürger ein Orts-Parkaktiv, um sich um die Erhaltung des Parks zu kümmern. Dank der Helfer und Engagierten ist die ländliche Parkanlage heute wieder eine der schönsten der Lausitz: 12 ha nebenan liegende, rekultivierte Bergbaufläche kamen hinzu, auf der Schlosswiese entstand ein großer Teich mit Pavillon. So konnten wir nun unter riesigen Buchen, Eichen und Linden und manch' Nadelhölzern im herbstlichen Flair wandeln.
Nach so viel Landschaft und Geschichte stärkten wir uns in der nahe gelegenen Gaststätte Zum Hirsch
, ehe wir dem Naturpark- Besucherzentrum im Gärtnereihaus der Anlage eine Stippvisite abstatteten. Die dortige Dauerausstellung Ausblicke in den Naturpark
machte uns nicht nur mit dem vom Aussterben bedrohten Raufußkauz in den nahen Wäldern bekannt, sondern hinterließ einen umfassenden Eindruck vom Naturpark Niederlausitzer Landrücken dank auch der sehr netten Fachfrau vor Ort.
Im Töpferdorf Crinitz angekommen, reihte sich eine Töpferei an die andere - wie selten in einem Dorf, wo noch traditionelles Handwerk gepflegt wird. Wir wollten zu einem alteingesessenen Familienunternehmen der Töpferei Tunsch. Die gibt es schon seit 1833 in langer Familientradition mit sehr bodenständiger, traditioneller Keramik. Erst sahen wir uns einen Film über den Betrieb und die Entstehung der Keramik an, dann zeigte der Meister selbst seine Künste an der Töpferscheibe. Jemand von uns durfte sich danach probieren. Wir wählten Helge aus unseren Reihen als handwerklich Begabten. Er zauberte mehr oder weniger angestrengt zwei kleine Gefäße, die nun für ihn gebrannt werden. Wir anderen erwarben ein Souvenir aus den zahlreich ausgestellten Werken.
Dann radelten wir auf ruhigen Straßen durch manche Dörfer des Naturparks zurück nach Calau, wo unsere Züge schon auf uns warteten. Wir danken Annett und Kerstin für diese schöne Tour. Es hat uns gut gefallen.
Anke Meißner