SVG!!!
"mal ganz fern und mal ganz nah...
...und nicht immer geradeaus"

Flämingwanderung 2006, Teil 11

10.11.2006 - 12.11.2006

Die unendliche Geschichte?

Auch dieses Jahr ließ ich es mir nicht nehmen, an der Flämingwanderung teilzunehmen, nachdem ich diesen Höhenzug schon Ende der 70er Jahre kennengelernt und liebgewonnen hatte und außerdem an allen zehn vorigen Wanderungen teilgenommen habe. (Der Fläming wurde im 12. Jhd. Von Holländern (Flamen) besiedelt und neue Besitztümer von ihnen Vlämlinge genannt)

Im vergangenen Jahr endete die von Torsten vor 10 Jahren ins Leben gerufene Wochenendwanderung, wo sie einst begann - in Belzig. Weil sich hier der Kreis schloss, wollte Torsten keine neue Runde eröffnen und so entschloss sich Frank zur Organisation der diesjährigen Wanderung. Leider absolvierten wir die ganze Strecke nur zu zweit - in Hochzeiten waren es mal 14 Leute. Vom Bahnhof gingen wir zu unserem von Frank schon vorher ausgekundschafteten Schlafplatz, schlugen das Zelt auf und merkten, dass in ca. 50 Metern die Bahnstrecke verlief. (Vielleicht lag es an der beruflichen Nähe Frank`s zur Eisenbahn). Auf unserem abendlichen Stadtrundgang lockte uns Livemusik zu einem Haus, in dem zu späterer Stunde ein Rockkonzert stattfinden sollte. Wir erlebten drinne noch die letzten Probenklänge. Da wir noch ca. eine Stunde auf den Beginn warten mussten, zogen wir es vor, zu gehen. Ich bekam die Nacht weder Rum noch ein Auge zu, da mein Liegeplatz sehr uneben war und in unregelmäßigen Abständen Züge vorbeidonnerten. Frank fragte mich morgens, ob ich den Nachtzug gehört hätte. Natürlich hatte ich jeden Zug gehört, er aber hatte ihn sogar erkannt - nämlich an seinem ruhigeren Lauf, wie er mir fachmännisch erklärte. Mir war der Zug trotzdem noch zu laut. Nach dem Frühstück machten wir ohne Gepäck einen Stadtrundgang (Postmeilensäule, Marienkirche, Marktplatz mit Rathaus, Sitznischenportale, Burg Eisenhardt).

Auf der Wanderung Richtung Buchholz sahen wir von weitem auf einer Wiese am Waldrand in regelmäßigen Abständen Säulen mit leuchtend roten Köpfen. Diese entpuppten sich beim Näherkommen als Jäger mit roten Signalhelmen. Mir kam ein altbekanntes Märchen in den Sinn - Es war wie eine Mischung aus Rotkäppchen und Jäger. Wir waren also mal wieder in eine Treibjagd geraten. Dann tauchten auch bald die Treiber auf, die uns nur zuriefen: Jeht ma weita Kinda. In Buchholz warteten wir auf unsere Tagesgäste Eva, Yvonne und Torsten. Gemeinsam ging es bei immer mehr Regen und zunehmendem Wind der Gaststätte in Rädigke zu, in der wir dann schmackhaftes Essen bekamen. Bemerkenswert war die im Saal errichtete Dorfbibliothek. Durch genaue Ortskenntnis von Torsten gelangten wir über Schleichwege, aber auch mit total mistigen Schuhen und Hosen auf der Burg Rabenstein an. Drinnen tauschten wir bei einer Tasse Kaffe Erinnerungen an schöne Apricusveranstaltungen aus, als in der Burg noch eine JH existierte.

Auf dem Weg nach Raben nahmen wir Abschied von unseren Tagesgästen, die ich aufgrund des miesen Wetters etwas beneidete. Trotz der schon eingesetzten Dunkelheit fanden Frank und ich einen geeigneten Zeltplatz. Der Abend klang auch ohne Feuer – das Holz war viel zu nass – bei schönem Jagertee und heißen Würstchen aus. Man hörte nur das Rauschen der Bäume, ab und zu auch mal eine Eule. Irgendwie fühlte ich mich dem lieben Gott ein Stückchen näher. Sonntagmorgen, gut ausgeschlafen, gefrühstückt und trockenen Wetters ging es nach Raben, wo wir uns die Dorfkirche von innen ansahen. Der Weg nach Grubo war ein durch Waldgebiet führender asphaltierter Radweg. Dort angekommen gab es auf einer Bank nochmals Verpflegung aus dem Rucksack. Letzte Station war die Gaststätte Brandtsheide, in der wir noch mit einem Berliner Ehepaar ins Gespräch kamen und viel Anerkennung für unsere Wochenendaktion erhielten. Glücklich und zufrieden erreichten wir unseren Zug am Bahnhof Wiesenburg. Bis Berlin, wo sich unsere Wege trennten, warfen wir schon einen Blick voraus – auf den (voraussichtlich) letzten Streich der Apricuswanderer – die 12. Flämingwanderung 2007 von Wiesenburg nach Coswig. Ich freue mich schon drauf.

Jörg Schulze

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