SVG!!!
"mal ganz fern und mal ganz nah...
...und nicht immer geradeaus"

Pfingst-Kanutour 2006 auf der Unstrut

02.06.2006 - 05.06.2006

Von der in Nordthüringen gelegenen Goldenen Aue ins anhaltinische Burgenland bei Naumburg führte uns die diesjährige Wasserwanderung. Am Freitag vor Pfingsten trafen sich gegen Mittag in Artern erstmal zehn Kanuten, kamen vom Bahnhof und suchten den Weg zum Salinepark, unserer Einstiegsstelle. Dort angekommen packten wir unsere Klamotten um und enterten bei schönem Wetter die vom Kanuverleih „Unstrutcamp Laucha" bereitgestellten Boote. Die Unstrut hatte ziemlich starke Strömung - laut Wasserwanderkarte ca. 4 km pro Stunde. So trug der Fluss uns die ersten 11 km von Artern bis zu unserem Tagesetappenziel Bottendorf mühelos in 1½ Stunden und die Fahrt versetzte uns fast in Geschwindigkeitsrausch. Auf dem idyllischen Zeltplatz Kupferhütte packten wir unser Zeug wieder aus und errichteten das Nachtlager. Abends wanderten wir auf den Bottendorfer Hügel, auch Galgenberg genannt. Von diesem aus blickten wir aus 200 m Höhe in die weite Landschaft des Thüringer Beckens und des Unstruttals. Zurück auf dem Zeltplatz sorgte ein großes Feuer für gute Stimmung und Wärme.

Im Laufe des Abends und am nächsten Morgen trudelten immer mehr Leute ein, so dass wir Sonnabend früh mit 24 Paddlern an den Start gehen konnten. Bewundernswert war die Flexibilität des Kanuverleihers, der uns die Boote zu drei verschiedenen Zeiten an zwei verschiedene Orte brachte. Von Bottendorf aus paddelten wir los. Der sonnige Schein am Morgen trügte. Graue Wolken zogen auf und, wie schon in den letzten beiden Jahren zur Kanutour und wie von Osama vorhergesagt, fing es an zu pladdern. Der Ort Bademeusel in der Lausitz war nicht unser Ziel - gebadet wurden wir trotzdem.

Auf einem Felsen über der Unstrut zog, weithin sichtbar, die mächtige Burg Wendelstein vorbei. Wir fuhren weiter bis Memleben und gingen dort bei strömendem Regen an Land, um uns die Klosterruine und ehemalige Kaiserpfalz anzusehen. Diese kündete von ruhmreichen Zeiten der Region, als Kaiser Otto I. und seine Nachfolger, die Ottonen, von hier aus das Heilige Römische Reich Deutscher Nation regierten. Interessante Dinge konnte man über das Leben der Mönche erfahren - über Tagesablauf und Gründe für diese Berufswahl.

Im gegenüber dem Kloster gelegenen Cafe fanden wir einen angenehmen Ort zum Aufwärmen - trotz burschikoser Kellnerin. Gegen 16 Uhr hieß es aber weiterfahren - schließlich lagen noch 21 Flusskilometer vor uns - erst zehn waren geschafft. Die Strömung half erneut und ließ uns die doch recht lange Strecke in ca. 3 Stunden zurücklegen. Allmählich ließ auch der Regen nach. Unterwegs begegneten uns Fischreiher, die regungslos wie Statuen auf Bäumen saßen und auf uns herabblickten. Die temperamentvollen Bach- und Gebirgsstelzen sprangen dagegen von Ast zu Ast und genossen das Herbstwetter. Abends erreichten wir Kirchscheidungen - einen recht großen Zeltplatz, der so voll war, dass wir unsere Zelte auf benachbarten Fuß- und Volleyballfeldern aufbauten.

Nach einer kurzen Besichtigung des hübschen kleinen Ortes Kirchscheidungen (welche Kirchen sich hier geschieden haben, weiß ich auch nicht) brachen wir am Sonntag in Richtung Freyburg auf. Bei Artern fließt die Unstrut noch im breiten Tal - im Unterlauf verengt es sich mehr und mehr. Rote Sandsteinfelsen tauchen auf und immer mehr Weinberge. Als wir schließlich in Freyburg ankamen, fiel dort leider wegen eines terminlichen Missverständnisses zwischen dem Fremdenverkehrsverein und mir die Stadtbesichtigung aus. So erschlossen wir die Stadt auf eigene Faust, kletterten auf die Weinberge und genossen den schönen Blick auf den sich durchs Tal windenden Fluss.

Nach der Einkehr im Brauhaus ging es noch mal in die Boote - eine Schleuse war noch zu passieren. Zum Glück war es noch vor 17:45 Uhr - danach schließen die Schleusen und dann geht nur noch Umtragen. Nach der Schleuse fanden wir gleich unseren Rastplatz, schön gelegen, aber diesmal ohne Komfort. In Kleingruppen gingen wir abends nochmal in die Stadt und stiegen auf den Schlossberg mit dem Schloss Neuenburg. Das Mittelalterfest dort war etwas zu teuer - so blieb es bei einem abendlichen Ausblick auf‘s Tal und unseren am anderen Unstrut-Ufer gelegenen Zeltplatz. Nachdem wir ausreichend Holz auf unserer Wiese fanden, endete auch dieser Abend am Feuer in gemütlicher Runde.

Am Pfingstmontag fuhren wir erst mal bis zur Mündung der Unstrut in die Saale. Die Strömung dort bei Naumburg war so stark, dass Helges und meine Anlandungsversuche an dem Steg der örtlichen Kneipe scheiterten und wir weiterfuhren. Ein Blick noch auf Schönburg und seine schöne Burg und bald war die Schleuse vor Leislingen erreicht. Wir stellten fest, dass die meisten Schleusenwärter sich irgendwie ähneln. In Leislingen stiegen wir aus und beendeten die Tour durch eine schöne Region, die Apricus zuvor zwar per Rad und zu Fuß, aber noch nicht mit dem Boot erkundet hatte.

Frank Petrovsky

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