19.05.2004 - 23.05.2004
Etwa 30 mutige Paddler sammelten sich trotz widersprüchlicher Wettervorhersagen am Mittwochabend vor Himmelfahrt auf dem Zeltplatz am Burglehn in Lübben. Nachdem nahezu alle Zelte aufgebaut waren, begaben wir uns zum Trutzer, einem mittelalterlichen Wachturm mit Wächterstube. Ein gutgelaunter Nachtwächter samt Gehilfin erwartete uns zum nächtlichen Stadtrundgang. Gespickt mit witzigen Anekdoten, frivolen Sprüchen und Likörverkostung wurde uns die Geschichte der Stadt Lübben unterhaltsam und ausdauernd präsentiert.
Der Himmelfahrtsmorgen erschien mit prächtigem Sonnenschein, sodass wir wohlgemut die Kanadier in die Spree ließen und lospaddelten. Dem rituellen Vatertag
konnten wir uns nicht entziehen, da an und auf dem Wasser vor allem Männer
, unterwegs waren, um sich mit reichlich alkoholhaltigen Getränken lautstark zu feiern und somit dem bunten Treiben einen volksfestartigen Charakter zu verleihen. Unsere erste Raststation hieß Schlepzig, auch dort Trubel und trunkene Heiterkeit allerseits.
Wir ließen uns am Rande des Geschehens nieder und aßen auf der grünen Wiese zu Mittag. Das anschließend anvisierte Unterwassermuseum hatte geschlossen, so dass wir gleich den Naturlehrpfad entlang wanderten. In der freundlichen, von innen wolkenverzierten Dorfkirche gab uns die Pfarrerin einen ausführlichen Bericht über die Geschichte der Kirche, des Landstrichs und der Gemeinde. Derart mit neuem Wissen ausgerüstet, paddelten wir nunmehr durch ruhigere und urwaldmäßig anmutende Auenlandschaft zum Rastplatz Groß Wasserburg. Das moderne und saubere Toilettenhäuschen wurde dankbar in Beschlag genommen, die Zelte waren schnell aufgebaut und später am Abend wurden mittels Einweggrill Bratwürste essfertig gebrutzelt. Da es sich doch schon merklich abgekühlt hatte, verschwanden die meisten recht bald in ihren Schlafsäcken.
Auch der Freitagmorgen begann mit reichlich Sonne. Wir überquerten nun zunächst bei relativer Windstille den Köthener See, um danach auf dem Spree-Dahme-Umflutkanal wieder auf den Hauptarm der Spree zu gelangen. Dichte Wolken und erste Tropfen ließen Schlimmes ahnen, so dass Regenschutzkleidung hervorgekramt wurde. Auch aus Müllsäcken wurden Regenschutzmäntel und Beinschutz. Bald wurden wir Opfer eines kräftigen Regengusses, dazu blies ein kalter Wind. In Neuendorf am See angelangt, flüchteten wir in ein Restaurant und stärkten uns erst einmal beim Mittagessen. Da die Schleuse in Alt Schadow nur alle zwei Stunden betätigt wurde, warteten wir länger als vorgesehen im Trockenen ab. In Alt Schadow blieb Zeit genug, um die Schleuse vom Land aus zu besehen und Butterkekse zu knabbern. Der Regen hatte nachgelassen, so dass wir unser nächstes Ziel, den Rastplatz in Kossenblatt, bald erreichten. Das Aufbauen der Zelte ging uns jetzt wegen der Kälte und dem Wind schwerer von der Hand. Das Abendprogramm fiel dementsprechend mager aus, so dass die fröstelnden Paddler sich in ihre Zelte zurückzogen.
Neue Hoffnung - das Wetter betreffend - schöpften wir am Samstag, da uns zwar ein kalter, doch sonniger und regenfreier Morgen begrüßte. Das Gepäck wurde in den Booten verstaut und weiter ging es Richtung Trebatsch. Bis zum Mittag wurde es angenehm warm, so dass in Trebatsch nach dem Mittagessen sogar ein Schläfchen auf der Wiese drin war. Ein kultureller Höhepunkt erwartete uns im Heimatmuseum, denn wer kannte schon Ludwig Leichhardt, den großen Sohn von Trebatsch, Abenteurer, Wissenschaftler und aufgrund seiner Expeditionen und seines Bekanntheitsgrades in Australien der Humboldt Australiens
genannt? Nachdem diese Wissenslücke durch den Bürgermeister und Vorsitzenden der Leichhardt-Gesellschaft, Herrn Blochwitz, gefüllt wurde, paddelten wir unserer nächsten Station entgegen. Der Sonnenschein hielt an, wir bündelten unsere Kräfte, überquerten den Glower See und den Leissnitzsee und erreichten den Rastplatz in Kummerow.
Die hübsche Musikbeschallung anlässlich des lokalen Volleyballtuniers wurde bald abgestellt, so dass wir uns süppchen- und spagettikochenderweise und anschließend am Lagerfeuer Würstchen und Kartoffeln verzehrend den Abend ausklingen ließen.
Aufkommender Regen und kalter Wind führte leider zur vorzeitigen Flucht in die Zelte.
Regen am Sonntag: wir versuchten, kurze Regenpausen zu nutzen, um die Zelte abzubauen. Auf dem Wasser wurden wir von Regen-Sonne-Phasen schönster Aprilwetterart heimgesucht. Da es nur noch 3,5 km bis zum Endziel Beeskow waren, erreichten wir die Bootsstation gegen Mittag. Hier verabschiedete sich ein Großteil der durchfrorenen Mannschaft, so dass sich nur noch ein kleiner Teil zur Stadtführung mit Annett Noack aufmachte. Kleinode wie die kürzlich wiederaufgebaute und beeindruckende Marienkirche, das älteste Haus von Beeskow sowie die Burg bildeten einen willkommenen Abschluss der Kanutour. Nach einem absolut leckeren Mittagessen machten sich auch die letzten Paddler auf den Heimweg, nunmehr von heißem Wasser in der Dusche oder Badewanne träumend...
Vielen Dank an Anke Meißner und Frank Petrovsky für die gute Organisation der Paddeltour.
Annett Lippitsch