SVG!!!
"mal ganz fern und mal ganz nah...
...und nicht immer geradeaus"

Winterwandern mit Zelten bei Oberhof

11.02.2022 - 13.02.2022

Für das Winterwanderwochenende war es geplant, im Zelt unter freiem Himmel zu übernachten, Tagestouren auf Langlaufskiern zu absolvieren und sich anhand mitgebrachter Lebensmittel selbst zu versorgen. Die Anfänger bekamen einen Kurs direkt mit den Touren.

Die Anreise zum Winterwanderwochenende gelang gemeinsam. Ireen aus Berlin und Michael aus Leipzig trafen am Erfurter Hbf mit den Jenaer Teilnehmern (Osama, Aziza, Alex, Thomas) zusammen. Für einige ging es am Freitagabend quasi direkt nach Feierabend zu diesem Ausflug, sodass kaum oder keine Zeit mehr für's Abendessen war. So wurde die Gelegenheit am Freitagabend genutzt, eine letzte warme Mahlzeit vor dem Wochenende zu futtern. Gestärkt und in Suhl angekommen gab es endlich die ersten Schritte im Schnee, wenn auch nur über den Bahnsteig und Parkplatz zur Bushaltestelle.

Als der Bus nach Oberhof dann kam, waren die Leute der Gruppe die einzigen Fahrgäste und damit Unterhaltung für die Busfahrerin. Die Fahrt zum Zielort war etwas kurvig, was den Haufen an zusammengestellten Skiern einmal mit einem schönen Knall auf den Boden gelegt hat; nur das Paar von Alex blieb stehen. Die Busfahrerin meinte nur „Es ist etwas kurvig, darauf hätte ich vorher vielleicht hinweisen sollen, damit sie ihre Skier richtig befestigen“ und die Gruppe lachte etwas. Die Skier blieben unbeschadet, daher wurden sie letztlich liegen gelassen, da auch keine weiteren Fahrgäste dazukamen.

Foto Abenddämmerung

Am Zielort angekommen machte Thomas gleich seine Orientierungslosigkeit lachend kund „Ich habe keine Ah­nung wo wir sind“. Zum Übernachtungsziel für die erste Nacht waren es nur wenige hundert Meter, welche die meisten bereits mit den Langlaufskiern fuhren. Für die Anfänger eignete sich diese Strecke - leicht bergauf - zum Reinkommen.

Für Thomas gab’s damit die erste Lerneinheit auf Lang­laufskiern inklusive vollem Rucksack auf dem Rücken, mit etwa 12kg beschwert. Ein besonderer Moment für ihn: „Freitagabend, alleine im Mondlicht, die ersten Meter“… was für eine besondere Atmosphäre! Das Mondlicht war hell genug, durch den Schnee wurde die Umgebung noch weiter erhellt. Diese erste Fahrt bergauf klappte ordentlich, sodass bald alle an der Schutzhütte „Am Stein 16" versammelt waren.

Erstmal wurde alles Gepäck abgeladen und angekommen. Ireen und Alex waren von der Atmosphäre im Mondlicht so begeistert, dass sie direkt noch eine kleine Runde auf der Piste gedreht haben. Als beide zurückkamen, waren die anderen bereits umtriebig: eine kleine Stärkung, Sachen auspacken, Kocher aufstellen, passende Zeltfläche auf dem Schnee präparieren, Umziehen, etc. Ein Zelt bei -5°C im Mondlicht im Schnee aufzustellen ist immer eine Herausforderung an die Finger und Kälteresistenz, irgendwann werden die Finger steif. Mit Handschuhen ist Feingefühl leider schwierig und verlangt viel Geduld, die in der Kälte schnell flöten geht und den einen oder anderen schon mal „so ein Scheiß!“ fluchen lässt.

Foto in der Schutzhütte

Die Kocher wurden danach auch noch herausgefordert, bei 6 Grad unter 0°C anzufeuern und vor allem weiterzufeuern. Das brauchte einige Anläufe und sorgte für ersten Frust, aber klappte natürlich und so konnte dann die ersten Tas­sen Tee gekocht werden. Zusätzlich noch Süßigkeiten als Stärkung, Erstenergielieferant und Nervennahrung wurden bis dahin schon mal verteilt. Der Ausklang wurde nach dem Abendessen mit Pfeffi, weiteren Süßigkeiten und Karten spielen gestaltet. Das ganze im Licht von einigen Teelich­tern sorgte so für eine gemütliche und angenehme Stim­mung, bei der jeder in seinem Schlafsack eingewickelt saß. Gegen 1:30 Uhr hat sich dann jeder vor Müdigkeit in sein „Schlafgemach“ zurückgezogen. Die Nacht wurde dann noch kälter und vor allem dank Schneeraupen (gefühlt um 4:30 Uhr) unruhiger als erwartet. Schnee fiel keiner, doch den zunehmenden Frost konnte man im Zelt hören und spüren. Das war etwas Besonderes, Eiseskälte mal zu fühlen und zu hören während des Versuchs einzuschlafen, zumindest für Thomas. Das Rascheln aus dem Nachbarzelt sowie die Schritte draußen hielten ihn ebenfalls immer wieder wach. So verging die erste Nacht für alle unruhig und mit akuten Schlafmangel.

Samstag:

Trotzdem sind alle irgendwie gut gelaunt aufgestanden, der blaue Himmel und strahlender Sonnenschein hatte gewiss dazu beigetragen. Während einzelne bereits mit einem Lächeln auf dem Gesicht aufgestanden waren, um die Sonnenstrahlen und den noch stillen Morgen zu genießen, kamen die anderen langsam auch in dem Tag an. Ein gutes Frühstück mit einem heißen Getränk sollte die Laune in der gesamten Gruppe bald anheben. Da direkt an einer Kreuzung genächtigt worden war, waren bald Publikumsverkehr vorhanden. Manch ein Langläufer kam aus reiner Neugier auf die Apricus-Gruppe zu. So erfuhren man nebenbei die nächtlichen Temperaturen, welche in Oberhof bei -8°C und vor Ort dann wohl bei -10°C lagen. Ja, so fühlte sich die Nacht auch an. In einer ruhigen Minuten hatte Alex erklärt, für die nächtlichen Geräusche und Schritte verantwortlich sein. Aus Kälte und Frost musste er sich einfach bewegen, um sich aufzuwärmen - so unerwartet kalt war es bei ihm im neuen Zelt und wohl auch im Schlafsack gewesen.

Nachdem alle sich mit dem Frühstück gestärkt hatten und alles Gepäck wieder verstaut war, machte sich die Gruppe bereit zum Aufbruch - beim Ausgangspunkt beginnend - jeder in seinem Tempo. Thomas bekam auf dieser ersten Abfahrt direkt zu spüren, wie es sich als Anfänger anfühlt mit 12kg auf dem Rücken das Gleichgewicht zu halten, während die Skier sich unter einem plötzlich fortbewegen. Das ständige Hinfallen hat er nebenbei dazu genutzt, um eine sehr effiziente Technik zum Wiederaufstehen, natürlich mitsamt Rucksack, zu entwickeln. Komplett durchgeschwitzt und erst einmal frustriert bewältigte er die letzten Meter dann doch zu Fuß. Nach einer Verschnaufpause konnte die eigentliche Tagestour endlich starten: von Oberhof-Rondell zum Großen Finsterberg; mit dem ersten Stopp bei der Suhler Ausspanne, weiter zum Großen Beerberg mit Plänckners Aussicht und letztlich Schmücke, Mordfleck.

Es ging eine ganze Weile flach oder etwas aufwärts, was für alle Teilnehmer angenehm war. Die Gruppe schob sich dadurch einheitlich und gleichmäßig die Strecke entlang. So fließend und entspannt vorwärts bewegend konnte man die Landschaft sowie den Ausblick bei strahlender Sonne zwischendurch genießen. So ging es eine ganze Weile entlang der Loipen bis zu den geplanten Raststellen. Eine spektakuläre Aussicht ließ sich auf dem Großen Beerberg genießen: blauer, wolkenloser Himmel in alle Richtungen und ein Panoramablick über den Thüringer Wald. Am nächsten Halt in Schmücke, Mordfleck, war die nächste Rast geplant, durch einen Stromausfall im Hotel musste die Gruppe mangels warmer Getränke improvisieren… Toilettenbesuch und Schokolade zur Stärkung mussten reichen. Gestärkt stand nun das letzte große Stück zur nächsten Schutzhütte auf dem Großen Finsterberg an. Inzwischen neigte sich der Tag langsam Richtung Dämmerung. Auf einem längeren flachen Stück, das entspanntes Gleiten ermöglichte, bot sich rechtsseitig eine Stelle, an der ein freier Blick auf die Dämmerung und das Farbenspiel am Himmel möglich war. Für einige Minuten vergaßen die Teilnehmer die Anstrengungen des Tages und genossen den wundervollen Sonnenuntergang mit seinen roten und rötlichen Farbtönen während die Natur in Schnee und Eiskristalle gehüllt war. Es war eiskalt, glasklar und herrlich ruhig.

Foto Sonnenuntergangsstimmung

An einer zwischenzeitlich erreichten Schutzhütte wurde kurzfristig demokratisch abgestimmt, ob an dieser das Lager aufgeschlagen wrden sollte, da die Dämmerung in den Abend überging es gerade noch hell war, oder doch zur Zielhütte zu fahren. Weiterfahrt bedeutete dann allerdings, in die vom Mond erhellte Dunkelheit zu fahren. Einstimmig fiel die Entscheidung für die Zielhütte. Dieses letzte Stück zog sich, aufgrund einer falsch gewählten Abbiegung, allerdings länger als erwartet und bis in die tiefe Dunkelheit. Kurz vor dem Ziel kam sogar ein Langläufer mit Stirnlampe entgegen; der nutzte die leere Piste und die besondere Atmosphäre. Es ging im reinen Mondlicht weiter, was besonders im Wald anstrengend war, wo die Schatten immer wieder verdunkelten.

So arbeitete sich die Gruppe die letzte Steigung (die sich endlos anfühlte) hoch, um erschöpft und ausgelaugt und müde an der Hütte auf dem Großen Finsterberg anzukommen. Als erstes hieß es, in bequemere aber vor allem trockene und wärmende Kleidung zu wechseln. Im Trockenen sitzend stellten Ireen, Micha, Alex und Thomas erfreut fest, dass der Hüttenboden genug Platz für sie alle bot. So entschied man sich, in der Hütte zu schlafen, während Osama und Aziza ihr Zelt auf dem präparierten Schnee aufstellten. Der schöne und - für manch einen - anstrengende Tag konnte in einem entspannten Abend ausklingen. Es gab endlich wieder wärmendes Essen, Tee, Süßigkeiten und weiteres. Als krönenden und überraschenden Tages­ab­schluss spendierte das Geburtstagskind Thomas um Mitternacht eine Flasche Becherovka, die es zu leeren galt. Bei sechs Personen ging das ganz gut und so gab es zu dem guten Tropfen auch ein standesgemäßes Ständ­chen. Bis dahin hielten wir uns mit „Ich packe meinen Koffer und nehme … mit“ irgendwie wach. Die „coolste Geburtstagsfeier, die ich jemals hatte!“ lachte Thomas.

Während die einen sich in der Hütte zum Schlafen vorbereiteten, probierten Aziza, Ireen und Thomas um Mitternacht draußen aus, wie es sich anhört, einfach mal laut ins Tal zu schreien. Sie hatten hörbaren Spaß daran, wie deren lautes Lachen offenbarte. So haben sich dann alle einfach erschöpft und müde in ihrem Schlafsack gewunden, um ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.

Sonntag:

Die Nacht war diesmal ruhiger, doch pfiff der Wind ständig durch die Spalten in der Hüttenwand. Der eine oder andere bekam nachts vom Wind manch einen Schneekristall auf das Gesicht geweht, da der Kopf doch näher an der Wand lag. In der Hütte zu schlafen hatte den Vorteil einer konstanten Dunkelheit bis weit in den Morgen hinein; so bekamen Hüttenschläfer den Sonnenaufgang und strahlenden Sonnenschein nicht mit. Mit dem ersten, durch körperliche Bedürfnisse erzwungenen, Austreten aus der Hütte wurden die Teilnehmer dann in die Helligkeit des Tages getaucht und geweckt. Zwischendurch kamen einige (sehr frühe) Frühaufsteher an der Hütte vorbei, um die morgendliche Dämmerung und den Sonnenaufgang an diesem Ort zu genießen, mussten sich aber einen anderen Platz zum Pausieren suchen. So langsam kamen alle aus den Federn, obwohl keiner seinen warmen Schlafsack verlassen wollte. Doch der strahlend blaue Himmel und die Sonne lockten einen nach dem anderen heraus.

Für einen kleinen Spaziergang um den Körper etwas zu wecken (nach einer weiteren kurzen Nacht) bot sich der Aussichtsturm wenige hundert Meter entfernt an. Die Aussichtsplattform bot einen Panoramablick über die Region Oberhof und den Thüringer Wald -  einfach herrlich! Mittlerweile war reges Treiben und Gewusel in der Hütte angesagt, denn jeder packte seine Sachen zusammen, während das Frühstück parallel zubereitet wurde. Teilweise entwickelte sich leichtes Chaos und Verzweiflung. Wenn alle gleichzeitig packten, räumten, weglegten, suchten aber nicht fanden etc. kommt das schon mal vor. Nach einer kurzen Atempause und etwas Zuwendung, sowie gut zureden, ging es dann auch wieder weiter.

Gruppenfoto

Michael machte sich bereits früher auf den Weg, da er lieber runter gehen wollte, um entspannter, vor allem aber sturzfrei bzw. verletzungsfrei, anzu­kommen. So entstand dennoch ein schönes Abschlussgruppenfoto, wenn auch ohne ihn. Den Weg, den man sich am Abend hochgeschleppt hatte, mussten nun alle wieder runter. Für die Rückfahrt wollte die Gruppe zum Bahnhof, der zurück lag. Also mussten die Strecke in den Ort (Haltestelle Mordfleck) zurück und mit der langen Abfahrt ging es los. Den Anfängern in der Gruppe waren deutliche Fortschritte anzumerken: nach einer kurzen Anlaufphase legten sie deutlich längere Abschnitte am Stück zurück und es ging flotter voran. Und manch einem gelang endlich eine „gefühlte erste Abfahrt“. So kamen wir deutlich besser vorwärts als am Vortag.

Und da Michael bereits deutlich vor der vereinbarten Uhrzeit am Abfahrts­bahnhof war, konnte und mussten spontan umgeplant werden - die Gruppe hätte es nicht mehr rechtzeitig dorthin geschafft. Statt zum geplanten Treff­punkt zu kommen, ging es nun bei Mordfleck in den Bus zum Bahnhof Suhl. Die Skiern wurden zusammengepackt und alle genossen die Fahrt im Bus.

Am Bahnhof in Suhl schlüpften alle in die gemütlicheren Schuhe und freuten sich auf die Rückfahrt. In Erfurt Hauptbahnhof trennten sich Ireens und Michas Wege von der Jenaer Gruppe. So ging ein abenteuerliches Winterwanderwochenende vorbei.

Danke allen für dieses „coole“ Abenteuer!
Thomas (aus Jena)


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