28.05.2003 - 01.06.2003
Mehrere Tage der Planung und Vorbereitung liegen hinter uns. Das Gepäck, zwei Zelte, je vier Schlafsäcke und Isomatten, reichlich Verpflegung, Getränke sowie mehrere Taschen mit persönlichen Bedarf werden in Wolfgangs Auto reingequetscht. Nur mit Mühe bekommen wir den Kofferraum zu. Doch dann geht es endlich los. - Wolfgang, Siegfried, Tina und ich fahren frohen Mutes ab in Richtung Tribsees.
Im Auto gehen die Gedanken zurück. Die Paddeltour des Vorjahres ist Thema während der Fahrt. Da es für Wolfgang und Siegfried die erste Unternehmung dieser Art war, gaben wir unsere Erfahrung aus dem Vorjahr an sie weiter. Mit einem Wird schon werden
machen sich die beiden gegenseitig Mut.
In Tribsees auf dem Wasserwanderrastplatz angekommen, warten bereits die Cheforganisatoren Diana, Jörg und ihre Kinder. Nach der herzlichen Begrüßung werden die Zelte aufgebaut und die ersten Stullen erleichtern das Marschgepäck. Die ersten Kraftfahrer setzen sich noch mal ins Auto und bringen einige PKW nach Verchen dem Zielort unserer Kanu-Tour. Erik vertreibt sich die Langeweile mit dem Füllen seines mobilen Miniaquariums. Die anderen machen eine Wanderung durch den Ort. Hierzu hatte Diana in mühevoller Arbeit eine kleine Mappe mit allen Informationen über den Ort und dessen Sehenswürdigkeiten zusammengetragen.So nach und nach treffen die restlichen Teilnehmer (Apricüsse und Gäste) im Lager ein. Ein geselliger Abend in gemütlicher Runde läßt den Tag ausklingen.
Der Himmelfahrtsmorgen begann mit herrlichem Sonnenschein. In Ruhe wurde gefrühstückt und das Zeltlager abgebrochen. Nachdem alles Gepäck in den Kanus verstaut und wegen des Feiertages mit Birkenzweigen geschmückt waren, ging es noch mal zu einer Kirchenbesichtigung in die Stadt. Schnell noch ein Eis in der Marktgaststätte geleckt und dann konnte Jörg die Paddel-Tour eröffnen. 31 Teilnehmer verteilt in 13 Booten setzten sich auf der Trebel flußabwärts in Bewegung. Auf den 17 Kilometer langen Tagesabschnitt durchqueren wir ausschließlich sumpfiges und feuchtes Wald- und Wiesengebiet. Natur pur.
Wer vorne paddelt, schreckt die am Ufer sitzenden seltenen Vögel auf, und kann sich ihrer erfreuen. Die Letzten
bekommen dann oftmals nur noch Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel Biberburgen zu sehen. Eine geplante Rast kann wegen Überfüllung der wenig vorhandenen Anlegestellen nur an einer von Schilf und Unkraut überwucherten schwer zugänglichen Stelle vorgenommen werden. Auf der dahinter liegenden schönen Wiese wurden erstmals die Campingkocher zum Einsatz gebracht. Trotz des schönen Wetters vermochte keiner in dem modrigen Wasser baden zu gehen. Ein Reh wechselte unweit unseres Treibens seinen Ruheplatz und zog es vor, sich hinter einem Hügel ein ruhigeres Plätzchen zu suchen.
angedröhnten Meuteschützen und die vollgepackten Boote ca. 150 Meter bergauf in die dortige Jugendstätte befördern. Schnell ist das Zeltlager aufgebaut. Ein Imbisswagen macht durch uns guten Umsatz an Eis und Bier. Ein
einheimischer Hobbysammlerführte uns durch den Ort und zeigte uns die Heimatstube. Er war so richtig begeistert. So eine große Gruppe hatte sich schon lange nicht mehr für den Ort interessiert. Man hatte das Gefühl, dass er jedes seiner wohl über 1000 Exponate einzeln erklären und vorstellen wollte.
In der Jugendstätte war ein leckeres Abendessen serviert worden. Den Abend verbrachten wir gemeinsam mit den Mücken am Lagerfeuer. Jörgs Gitarre und Mundharmonika sorgten für die musikalische Begleitung eines herrlichen, ausklingenden Tages.
Am Morgen strahlte es uns gleich zweimal entgegen. Zum einen schien die Sonne und zum anderen strahlte das Gesicht von Julia, die über Nacht angereist war. Damit Omo und Agnes mal in Ruhe frühstücken konnten, spielen Lydia und ich mit ihrer 13 Monate alten Tochter Aziza. Immer wieder: Rutsche rauf - Rutsche runter. Die kleine strahlte über beide Ohren. Wolfgang dagegen saß mit schmerzverzehrtem Gesicht beim Frühstück und ärgerte sich über seinen Sonnenbrand. Inzwischen hatte Erik sein mobiles Miniaquarium mit zahlreichem Unterwassergetier aufgefüllt. Es konnte also weiter gehen. Zurück blieb nur noch das qualmen des Lagerfeuers in seinen letzten Zügen. Dieser Tagesabschnitt von 21 Kilometer Länge hatte im wesentlichen den gleichen Charakter wie der des Vortages. Sumpfige Wiesen und Wälder. Großzügige Seitenarme, zahlreiche Biberburgen, Schlangen, seltene Vögel und vieles mehr gab es unterwegs zu sehen. An einer günstigen Stelle machen wir Rast. Zum erstenmal gehen wir ins Wasser baden.
Ich komme mir vor wie die Fleischeinlage
in einer braunen Brühe. Aber der Schein trügt. Das Wasser war nicht so dreckig wie es aussah. Auf jeden Fall war das Schwimmen eine willkommende Abkühlung. In der Ferne erkennen wir schon die Kirchturmspitze von Demmin. Ehe wir aber dort ankommen, sind es noch geschätzte 12 Tageskilometer. Da wir noch genügend Zeit haben, legen wir noch eine weitere Badepause ein. Dann sind wir auch schon am Ende der Trebel, und biegen flußaufwärts in die Peene ein. Ein wahnsinniger
Bootsführer fährt volles Tempo an uns vorbei. Die großen Wellen schlagen seitwärts an unser Boot ein, schwappen über und bringen uns fast zum Kentern. Doch wir hatten Glück. Nur Wasserschaden. In Demmin wurden wir wieder mit Musik begrüßt. Ein Rummel, direkt am Wasser liegend lockt mit lauter Musik. Im Seglerhafen waren die Zelte routinemäßig schnell aufgebaut. Bis auf Wolfgang, der Zeltwache
übernahm, waren alle zum Einkaufen in die Stadt gegangen. Nachschub an Getränken und Verpflegung besorgen. Am Abend wurde gegrillt und für diejenigen, die kein Fleisch mochten wurden leckere Salate bereitet. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses beobachteten wir ein Tier, das mit dem Nestbau beschäftigt war. Nach langer Diskussion, welches Tier es wohl war, legten wir uns auf einen Nerz fest. Der gemütliche Abend wurde von der Beschwerde einer benachbarten Zeltinsassin gegen Mitternacht abgebrochen.
Für Frühaufsteher gab es in der Nacht ein Naturschauspiel. Die Sonnenfinsternis lockte einige Interessierte zwischen 5 und 6 Uhr aus den Zelten. Nur ein vorbeischwimmender Biber war von dem Spektakel nicht so begeistert und tauchte gleich wieder ab.
Noch schnell Erik seine morgendlich Prozedur - das Auffüllen seines mobilen Miniaquariums -, und es konnte auf die nächste, 17 Kilometer lange Etappe nach Verchen gehen. Die Peene, ein gemächlich dahinfließender Wiesenfluß, beherbergt in der verschilften Uferzone und dem größten Niedermoorgebiet Deutschlands eine Vielzahl von bundesweit seltenen Tieren, darunter auch den Biber. Der Streckenabschnitt, den wir paddeln, gehört zum Naturpark Mecklenburger Schweiz und Kummerower See. Der nun zunehmende Schiffsverkehr bereitete uns Neuruppinern ein wenig Probleme. Ständig kamen wir durch die Wellen aus dem Rhythmus und versuchten sie, so gut es ging, zu schneiden. Der Wasserwanderrastplatz lag genau an der Stelle wo die Peene in den Kummerower See fließt. Abendessen gab es in einer Dorfgaststätte. Die Wirtin war etwas außergewöhnlich. Sie fragte jeden Gast nach seinem Namen, hatte große Mühe die Bestellung aufzunehmen und servierte jedes der 31 Getränke einzeln (???). Diese Art von Erlebnisgastronomie
war uns allen bislang unbekannt, und wir hatten kein gutes Gefühl was das Abendessen angeht. Doch in diesem Fall wurden wir positiv überrascht. Schnell wurde uns eine reichliche Mahlzeit serviert. Ihre lustige Art später beim Bezahlen machte die Wirtin am Ende doch noch richtig sympathisch. Den Abend verbrachten wir wieder in geselliger Runde bei Bier und Wein. Die Lieder, die gesungen wurden, begleitete Frank auf der Gitarre. Etwas später schon im Zelt liegend, hörte ich noch die Gespräche der Nachtschwärmer, die mich so nach und nach einlullten.
Zum letzten Mal wurden die Zelte verschnürt. Ohne Gepäck ging es über den See nach Gravelotte. Hier wanderten wir ein Stück auf dem dortigen Naturlehrpfad. Anschließend spendierten Jörg und Diana noch jedem einen Eisbecher. Nach einer kurzen Badepause noch schnell ein Blutegel für Eriks mobiles Miniaquarium eingefangen, und ab ging es zurück nach Verchen. Beinahe hätte der inzwischen ausgebrochene Blutegel das Kanu der Familie Schulze in Panik und damit zum Kentern gebracht, aber die Besatzung hatte die Lage unter Kontrolle.
Nach rund 60 gepaddelten Kilometern war die Kanu-Tour beendet. Die Verabschiedung war kurz aber herzlich. Man spürte jeder wollte, wegen des hohen Verkehrsaufkommens auf den Straßen, so schnell wie möglich nach Hause. Auch wir sitzen endlich im Auto in Richtung Heimat. Im Halbschlaf döse ich vor mich hin, und überlege mir, wie ich wohl diesen Bericht für eure Apricus-Info schreibe, nur kurz unterbrochen von einer unsanften Vollbremsung von unserem Fahrer Wolfgang.
Uwe Wöller
Als Dank für das schöne Wochenende auch im Namen von Wolfgang und Siegfried